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15. August 2006  

Energiekosten und Heizkosten: zwei Meldungen

… mit Anmerkungen zum "Heizspiegel 2006". "Trotz sinkenden Energieverbrauchs sind die Heizkosten im Jahr 2005 drastisch gestiegen. [...] Bei Öl- und Gasheizungen sind die Verbräuche um 5 bis 7 Prozent gesunken. Hier machen sich klimatische Veränderungen, Reparaturen, Erneuerungen, zum Beispiel bei Heizungsanlagen, oder auch Modernisierungen und natürlich sparsameres Verhalten der Mieter bemerkbar. Dagegen sind die Heizkosten 2005 gegenüber dem Vorjahr um etwa 24 bis 27 Prozent bei Ölheizungen und um 12 bis 18 Prozent bei Gasheizungen gestiegen. Grund hierfür sind die Preissteigerungen bei Heizöl um 32 Prozent bzw. bei Gas von rund 15 bis 20 Prozent." (Deutscher Mieterbund) — "Dank anhaltend hoher Energiepreise entwickelt sich das Geschäft bei Deutschlands größtem Energieversorger Eon prächtig. Vor Steuern und Zinsen konnte der Konzern sein Ergebnis (Ebit) im ersten Halbjahr um 13 Prozent auf 4,836 Millionen Euro steigern, wie Eon in Düsseldorf mitteilte." (AFP, am selben Tag) Das führt allerdings die Argumentation ad absurdum, daß steigende Erdöl- und Erdgaspreise allein für die höheren Benzin- und Heizkosten verantwortlich seien! Offensichtlich hat EON weitaus mehr eingenommen als aufgewendet. (dp)

Update (18.08.06) Doch wie man sieht, ist die Logik von EON eine andere:

"Der größte deutsche Gasversorger Eon will für rund 800.000 Kunden in Deutschland die Preise ab Oktober um teils rund zehn Prozent erhöhen, wie ein Eon-Sprecher sagte. Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt, der mit Gas kocht und heizt und etwa 20.000 Kilowattstunden verbraucht, muss etwa bei Eon Bayern dann monatlich rund zehn Euro mehr bezahlen als bisher. [...] Als Grund für den Preisanstieg nannte der Eon-Sprecher die höheren Beschaffungskosten. So sei der Ölpreis in den vergangenen Monaten weiter stark gestiegen. Der Erdgaspreis ist traditionell an den Ölpreis gekoppelt." (AFP, 18.08.)

Hinweis: Laut Deutschem Mieterbund soll jede zweite Abrechnung zu Nachzahlungen wegen höherer Heizkosten falsch sein.
Da man Gewinn-Margen von Konzernen nur schwer anfechten kann, bietet der Mieterbund mit Unterstützung der Bundesregierung jetzt einen bundesweiten "Heizspiegel" an (Download hier).
Mit dessen Hilfe soll man Verbrauch, Heizverhalten und Rechnungen überprüfen können. Neben viel Einleitungstext finden sich dort einige Tabellen, die eine grobe Einstufung der Wohnung/des Gebäudes nach Energieverbrauch und Kosten (jeweils pro m²; und Jahr) vornimmt: von "supertoll" bis "scheiße". Wohnungen mit weniger als 100m²; werden dabei offenbar gar nicht erst berücksichtigt. Vielleicht sollten die besser sowieso nicht beheizt werden? Auch ist unklar, wer die Richtwerte und auf welcher Grundlage zusammengestellt hat. Das Problem wird damit natürlich auch nicht gelöst: Wer ohnehin zuviel bezahlt, merkt es selber im Portemonnaie. Und wer nach der "Optimierung" seiner Wohnung oder seines Heizverhaltens immer noch zuviel zahlt, dem ist vielleicht auch nicht sehr geholfen. Zumindest gibt es einen beigefügten Gutschein für ein kostenloses Heizgutachten im Wert von 60 Euro, gesponsort von der Bundesregierung, der Umwelt zuliebe. Das kann dann u.U. bei Rückfragen an den Vermieter wegen überhöhter Nachzahlungen sinnvoll sein, aber – so die Broschüre – "auf die richtige Ansprache kommt es an". Die "Ansprache" der Energieversorger wie EON z.B. durch die Regierung ist hier nicht vorgesehen.
Es bleibt der Eindruck einer gut gemeinten Aktion des DMB und eines PR-Versuches der Bundesregierung, Energiepolitik weiter von der Wirtschat weg und hin zum Bürger zu delegieren. Angesichts der Gefährdung der Kyoto-Ziele unter dem Druck der Wirtschaft bekommt man dabei – Heizung oder nicht – schon irgendwie eine Gänsehaut.
(dp)
   
daniel | 21:25 | Aktuelles,Energie | 2 Kommentare | Druckansicht  

2 Kommentare » Eigenen Kommentar schreiben

  • 1. Armin Dittrich  |  16.08. 2006, 21:12

    Zum Thema “Energie” zeigte mir ein Arbeitskollege, der eine Ölheizung hat, gestern eine Übersicht über die
    Entwicklung in den vergangenen Jahren bei den Preisen für Heizöl.

    Sie ist im Web zu finden unter http://www.tecson.de/pheizoel.htm.
    Die Rohölpreise findet man dort ebenfalls, unter http://www.tecson.de/prohoel.htm.

    (Vgl. auch die Startseite http://www.tecson.de. Sie enthält beide obige Links.)

    In beiden Darstellungen beginnt die Y-Achse nicht mit 0, wodurch die Entwicklung noch dramatischer aussieht, als sie es ist. Dennoch sind die Anstiege tatsächlich erschreckend, zumal zu befürchten ist, dass alle anderen Preise (d.h. Gas, Strom, Lebensmittel, evtl. auch Wasser usw.) tendenziell in irgendeiner Art mitziehen, d.h. die Lebenshaltungskosten weiterhin rapide steigen werden..

  • 2. Heizkosten Heizöl  |  21.08. 2007, 12:32

    Guten Tag Herr Dittrich,

    genau eine solche Darstellung von Heizkosten Heizöl und Heizkosten Gas habe ich schon sehr lange gesucht. Wird auch jetzt noch immer aktualöisiert also echt eine Seite die man sich aufgeben sollte. Weitere Infformationen zum Theme Heizung Energie und Klima gibt in einem relativ jungen Online Magazin. Finde die Seite sehr gut und wird auch täglich aktualisiert.

    lg Thomas

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