Haiti

Extra-Blog zum Thema Haiti!

Aufgrund der massiven Desinformation (bzw. bereits Nicht-Mehr-Information) und weil die Lage für die Opfer des Erdbebens immer noch extrem dramatisch ist, habe ich zu den Geschehnissen und Hintergründen rund um das Thema Haiti ein gesondertes Blog eingerichtet: http://haiti.opposight.de

Haiti: Die Wahrheit über den "failed state" ist ein brisantes Puzzle

In diesem Blog möchte ich Informationen verfügbar machen, über die kaum eine Zeitung berichtet, obwohl sie offiziellen Berichten der Vereinten Nationen (UN Menschenrechtskommission) sowie Berichten und Aktionsaufrufen von amnesty international und anderen Menschenrechtsorganisationen entstammen. Darüber hinaus werde ich Informationen (bzw. Links zu selbigen) einstellen, die von Mitarbeiter_innen diverser kleiner NGOs und unabhängigen Journalist_innen stammen, welche teilweise seit vielen Jahren in Haiti leben und arbeiten und deren aktuelle Blog-Postings und Artikel ein deutlich anderes Bild von der Realität "on the ground in Haiti" zeichnen, als es uns hier durch die Medien präsentiert wurde und wird.

Vorerst wird diese Sammlung wohl etwas chaotisch sein, doch angesichts der Dringlichkeit will ich die Informationen und Ergebnisse meiner Recherchen schnellstmöglich zugänglich machen. Ich hoffe, die "bits and pieces" nach und nach in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.

Haiti – die Schwierigkeiten der Wahrheitsfindung

Warum Nachrichten nicht unbedingt wirkliche Informationen sind – und wie man sie doch dazu macht

Was sich in den Tagesnachrichten über Haiti eindeutig und klar ausnimmt, wird schnell fragwürdig, betrachtet man die ungeheuren Schwierigkeiten bei einer tieferen Recherche über dieses Land. Zu jedem beliebigen Thema gibt es einander diametral entgegenstehende Berichte, und ich muss unzählige Schnipsel an Informationen zusammentragen, will ich nicht in Gefahr geraten, eine ideologisch gefärbte Aussage zu treffen. Allein die Anzahl getöteter oder "verschwundener", mit dem Tode bedrohter und untergetauchter Journalisten, die in Haiti gearbeitet haben, spricht Bände. Aber da wird es schon wieder kompliziert: Reporter ohne Grenzen (RSF) z.B. listet teilweise ganz andere Fälle als amnesty international (ai). Fälle, die von beiden Organisationen aufgegriffen wurden, finden bei RSF eine deutlich andere Wertung als bei ai – oder besser gesagt: überhaupt eine deutliche Wertung.
Also gilt es wohl, grundsätzlich genauer hinzuschauen, wer hinter einer Meldung ("Information" wäre hier vorerst zuviel gesagt) steht. Ich bleibe beim Beispiel RSF – einer Organisation, die, laut eigener Aussage, um weltweite Meinungs- und Pressefreiheit bemüht ist und gegen Zensur kämpft.
Nun bin ich in der DDR aufgewachsen und habe frühzeitig gelernt, dass auch die Nicht-Information, dass das Nicht-Gesagte, das Ausgelassene eine Information ist – oder jedenfalls sein kann. Folglich fällt mir beim Zensur-Ranking der RSF als erstes auf, dass wenige bis gar keine Informationen über Einschränkungen der Pressefreiheit in den westlichen Demokratien geliefert werden: RSF konzentriert seine Kritik auf Iran, China und alles, was irgendwie "links" ist oder werden könnte. 
Ich tue also das, was heute als wesentlicher Bestandteil der Terrorismusbekämfung gilt (und was eigentlich auch Aufgabe jeder ernsthaften Reporter_in sein sollte!): ich versuche, etwas über Geldflüsse herauszufinden: wie finanziert sich die "Nichtregierungsinformation" (NGO) RSF und wer sind diejenigen, die RSF finanzieren – welche Interessen vertreten sie? Hier bietet bereits wikipedia den Hinweis, dass Verbindungen zur CIA vermutet werden, und ein Artikel auf counterpunch macht endgültig deutlich: Reporter ohne Grenzen wird von "ganz oben" finanziert, unter anderem auch vom International Republican Institute, über das ich bei Haiti-Recherchen bereits mehrfach gestolpert bin. (Ich überlasse der geneigten Leser_in die Recherche über das IRI.) Das erklärt die auffällig gegen Aristide gerichtete und – aus journalistischer Sicht ethisch unsaubere – Schreibe. Aber gut: wichtige Hinweise lassen sich auch hier finden – Namen, Daten und … eben jene TENDENZ als solche, die so schlussendlich selbst zur Information wird.
(Ich war der DDR selten so dankbar für die – sicherlich alles andere als beabsichtigte – Schulung im Zwischen-den-Zeilen-Lesen, im Aufspüren des Ungesagten und im Erkennen von Propaganda, wie ich es im Rahmen meiner derzeitigen Haiti-Recherchen bin.)

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Militärische Zensur in Haiti

Während Worte wie "Regime" und "Diktatur" derzeit Urstände feiern und der globale Norden sich immer häufiger über Zensur in Venezuela, Kuba und China ereifert, passieren ihm peinliche Pannen, die zeigen, wie weit es mit der Presse- und Meinungsfreiheit in den nördlichen Demokratien her ist.
So zitiert AFP am 21.01.2010 unter der Schlagzeile "Clinton ruft Internetfirmen zum Widerstand gegen Zensur auf" die Gattin des Ex-Präsidenten mit dem schönen Satz: "Ich hoffe, dass die Weigerung, politisch motivierte Zensur zu unterstützen, zum Markenzeichen amerikanischer Technologiekonzerne wird."
Offensichtlich hat ist dieser Satz wohl überlegt, denn es geht ja nur um amerikanische Technologiekonzerne, nicht um die amerikanische oder gar die internationale Presse. Die darf wohl zensiert werden, und zwar durch das us-amerikanische Militär, vor allem, wenn es um Proteste gegen die militärische "Hilfe" der USA auf Haiti handelt. In einer Meldung von dpa heißt es nur 16 Tage später: "Port-au-Prince (dpa) – Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat der US-Armee in Haiti die Zensur unerwünschter Bilder vorgeworfen. US-Soldaten hätten die Kamera eines einheimischen Reporters konfisziert und mehrere Bilder von einer anti-amerikanischen Demonstration gelöscht, berichtete (Reporter ohne Grenzen – RSF)."
Interessant auch hier: der Vorfall wird bei RSF selbst nur sehr allgemein dargestellt, hauptsächlich in Form einer scharf klingenden Kritik. Soll hier lediglich der Eindruck von Objektivität erweckt werden, die in allen anderen Berichten bezüglich Haiti keinesfalls gegeben ist? RSF eröffnet kurz darauf stolz ein Pressezentrum auf Haiti – "für haitianische Journalisten". Ob jene sich von Leuten "embedden" lassen, die über Jahre hinweg extrem(istisch)-tendenziöse Hasstiraden über den 2004 durch die USA geputschten Präsidenten Aristide verbreiteten? Es bleibt abzuwarten, aber ein paar werden sich sicher finden lassen.



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